CANYAMEL

Am 20.02.2021 fand die Etappe X-15 statt.

Wieder laufe ich eine Etappe einer Mallorca-Umrundung, ohne die vorherige fertig dokumentiert zu haben. Ich hänge etwas hinterher, zugegeben. Aber der Job nimmt einfach zuviel Zeit in Anspruch, gegenwärtig. Also nutze ich meine Ausflüge zur Entspannung und gehe dann wieder zurück an den Schreibtisch.

Ich war dementsprechend diesmal auch nicht gut vorbereitet. Ich hatte mir im Vorfeld die Heatmaps rund um Canyamel angeschaut und damit gerechnet, diesmal hauptsächlich Straße zu laufen. Also viel Strecke, wenig Natur – bis Cala Ratjada. Dementsprechend hatte ich nur leichtes Gepäck dabei und leichte Laufschuhe. Das sollte sich rächen.

An den steilen Hängen waren die völlig profilfreien, glatten Schuhsohlen total ungeeignet. Zudem habe ich meine Stöcke zum Abstützen auf dem steinig, sandigen Untergrund sehr vermisst.

Soll heißen, ich kam erst garnicht bis Cala Ratjada und es wurden am Ende gerade mal 14 Kilometer (hin und zurück). Die eigentliche Strecke war 10 Kilomter.

Dabei habe ich keine Pause, nicht mal Dohnenfotos gemacht, nur gelegentlich ein paar Schnappschüsse und 360 Grad Bilder (werden nachgeliefert). Ich war einfach langsam. Hauptsächlich lag das an der schlechten Kombination aus dem ungeeigneten Schuh und dem Untergrund. Mehrfach kam ich bergab ins Rutschen, einmal bin ich trotz größter Vorsicht am Hang (abwärts vom Cap Vermell zurück nach Canyamel) auch gestürzt, blieb aber zum Glück unverletzt.

 

https://youtu.be/-cDCaRMA8-k

 

PARKEN IN CANYAMEL – DANN LAUFEN ZUM AUSGANGSPUNKT DER VORHERIGEN ETAPPE

Ich war beim letzten mal nicht bis Canyamel, sondern bis zum Aussichtspunkt an der Urbanisation Costa dels Pins gekommen – Cap de Pinar.

Also parkte ich am südlichsten Zipfel von Canyamel in der Via de les Cales.  Laut Google-Maps hat diese Urbanisation keinen Namen.

Die Idee dahinter: Irgendwo an der Strecke parken, erst ein Stück zum Ausgangspunkt der letzten Etappe laufen, dann zum Endpunkt dieser Etappe und dann wieder zurück. Damit bleibe ich flexibel und brauche kein Taxi. Gute Idee – werde ich so beibehalten.

Von meinem Parkplatz aus lief ich also zum vorgenannten Aussichtspunkt. Das hatte ich mir leichter vorgestellt, als es war, weil es einen eingezeichneten Weg gab. Der Weg war aber nicht mal ein echter Pfad. Also echtes Trailrunning unter erschwerten Bedingungen, denn hier rächte sich erstmals die Wahl des Schuhwerkes. Straßenschuhe, komplett ohne Profil rutschen auf sandigem Untergrund – vor allem wenn es so steil ist. Profilierte Trailschuhe sind hier die richtige Wahl!

Dennoch, ein absolut schöner Trail.

Zurück war es etwas leichter, weil es mehr bergauf als bergab ging.

 

DOWNTOWN CANYAMEL

Dann ging es über Straßen bis herunter zum Meer. Als es auf den Klippen nicht weiterging, nutzte ich das Gelände einer wunderschönen Hotelanlage (Can Simoneta), welche allerdings saisonbedingt geschlossen war. Die Webseite des Hotel Can Simoneta ist auch wegen der kleinen Drohnenvideos sehenwert! Im übrigen sind auch die Bewertungen bei Google mit 4,9/5 Sternen ziemlich beeindruckend.

Weiter ging es zum Strand erstmal über die Klippen. Der Stand ist schön und auch im Winter sehr gepflegt. Im Anschluß an den Strand wieder Klippen, denen ich folgte bis es nicht weiterging. Unterwegs fand ich, am Rande einer älteren, aber gepflegten Wohnanlage eine schöne Badebucht (Cala Serch)  mit Anlagestelle und einer Höhle, in die man wohl hineinschwimmen kann. Das hätte ich gern getestet, aber es war eindeutig zu kalt. Ab der Cala Serch folgte ich Treppen und kleinen Wege durch eine Wohnanlage.  Schließlich landete ich wieder auf der Straße, der Carretera Coves de S´Ermita, die bis zu den „Coves de Arta“ führte.

 

 

COVES DE ARTA

Der große Parkplatz war leer, im Kurzparkbereich von den Coves der Arta stand ein Campingmobil. Das Portal zu den Coves der Arta ist beeindruckend.

Ich lief die lange Freitreppe hoch und ging in den zugänglichen Bereich – was ich dort zu sehen bekam war schon beeindruckend – wenn es drinnen in den Höhlen so weiter geht, dann müssen sie wirklich einen Besuch wert sein.

Dahinter ging es noch ein paar meter entlang des Cliffs, aber dann war definitiv Schluß – unpassierbar ohne Kletterausrüstung – siehe 360er Foto

360 Grad Bild, bitte anklicken, um es komplett zu sehen.

Hier, hinter den „Coves de Arta“ ging es nicht mehr weiter. Ich musste zurück, durch das Villenviertel von Canyamel, um dann am Ende der Carrer Ermita die Straße wieder zu verlassen, um auf das Cap Vermell zu steigen.

 

AUFSTIEG ZUM CAP VERMELL

Cap Vermell – nicht zu verwechseln mit dem Pas Vermell – das war der Höhepunkt meiner Etappe 1 – nahe Sant Elm – also eigentlich über 100km entfernt und dennoch nicht nur in der Nomenklatur verbunden. Denn beide sind für mich Höhepunkte meiner bisherigen Inselumrundung von Mallorca.

Die Wegsuche hinter dem Wendeplatz an der Career Ermita gestaltete sich schwieriger als erwartet, weil kein richtiger Pfad erkennbar war. Ich arbeitete mich also mittels Satelitennavigation und der Heatmap von Movescount den Berg hinauf. Der Aufstieg war nicht sonderlich anspruchsvoll aber auch hier sind profiliertes Schuhwerk enorm wichtig. Hier suchte ich mir übrigens den diesmaligen Etappensong, diesmal Filmmusik aus „Blood Diamond“ heraus.  „Blood Diamond“ ist ein beeindruckender Film. Ich hatte ihn erst zwei Tage vor dieser Etappe mal wieder auf DVD gesehen.

Zum Ende des Filmes wandern die beiden Hauptdarsteller (Danny Archer & Solomon Vandy) durch die bergige Landschaft von Sierra Leone, untermalt von diesem Song.

Daran fühlte ich mich bei meinem Aufstieg zum Cap Vermell erinnert, lud mir den Song kurzerhand herunter und hörte ihn während des Aufstiegs mehrfach – ein echter Verstärker der ohnehin großartigen Wanderung. 🙂

AUF DEM CAP VERMELL

Hinter der ersten Steigung gelangt, man, sobald man den Wald verlässt auf einen sehr besonderen Untergrund. Scharfkantiger Stein, seit Jahrtausenden ausgewaschen und dazwischen Vegetation. Hätten bis hier zumindest profilierte Trailschuhe genügt – aber ab hier braucht man schon derbere Wanderschuhe.

Zwischen den scharfkantigen Steinen wuchsen hier diese schönen Pflanzen, die gern in deutschen Wohnzimmern eingehen. Ich glaube, Amaryllis heißen die. Die hatte ich, so stark verbreitet, bislang nur bei „ikea“ gesehen.

Von dort aus kann man die Torre des Cap Vermell bereits sehen, der Weg dorthin kostet aber aufgrund des Untergrundes noch Zeit. Im weiteren Verlauf wurden die Amaryllis (falls sie so heißen) weniger und hohes Gras wucherte zwischen den Steinen.

Das birgt mindestens Verletzungsgefahren – und eventuell könnte man auch auf eine Schlange treten. Dieser Gedanke kreiste jedenfalls in meinem Kopf, als ich mich vorsichtig und langsam durch das hohe Gras arbeitete. Schnell Google gecheckt:

„Die gute Nachricht: Die alten und neuen Schlangen auf Mallorca sind alle eher ungefährlich. Die einzigen beiden Giftschlangen sind sogenannte Trugnattern, es sind die Kapuzennatter und die Eidechsennatter. Sie haben keine Giftzähne im vorderen Teil des Mauls, sondern nur weiter hinten“ 
Dennoch erinnerte ich mich mit einem gewissen Grausen an verschiedene Zeitungsartikel von 2019, als von einer Schlangenplage auf Mallorca berichtet wurde.
Nach ca. 500m wendete ich mich nach rechts – gings also erstmal nicht weiter zur Torre, sondern in Richtung Meer, bis zu einem Aussichtspunkt. Der Umweg hat sich durchaus gelohnt, abgesehen davon, daß ich mich ja möglichst nah an der Küste bewegen möchte.
Von dort aus ging ich zurück und nahm den finalen Aufstieg zur Torre, vorbei an einer verfallenen Finca in Angriff.  Was für ein schöner Trail und eine tolle Aussicht, sowohl nach Canyamel, als auch nach Cala Ratjada. Leider war der Himmel wolkenverhangen, sonst wäre ich eine Runde mit der Drohne gefolgen, um schöne Bilder zum achen.

 

TORRE DE CAP VERMELL

Die Torre am Cap Vermell ist recht gut erhalten und das Ziel einer kleinen lohnenswerten Wanderung – sowohl von den Coves de Artà als auch direkt von Canyamel aus.

Auf dem Rückweg kam ich leider vom Weg ab. Zurück wollte ich nicht, also versuchte ich, nach dem Check der Heatmap, Richtung Norden auf den Pfad zurück zu kommen. Aber die Vegetation und ein Geröllfeld verhinderten dies. Bei Klettern stürzte ich – es hatte sich abgezeichnet und rutschte / rollte ein paar Meter den Hang herunter. Unglaubliches Glück hatte ich, daß ich mir dabei nicht den Kopf aufschlug, sondern wie ein Käfer auf dem Rücken, von meinem Rucksack gepolstert, zum Liegen kam. Deshalb nochmals: Nutzen Sie mindestens profilierte Trailschuehe, besser noch Wanderstiefel – und beim Abstieg Wanderstöcke!!!

 

BACK @ CANYAMEL

Der Rückweg über die Straßen war dann nur noch eine Pflichtübung, obwohl Canyamel wirklich ein hübscher Ort ist.

Aber ich hatte das alles ja auf dem Hinweg schon gesehen. Ich ersparte mir den Weg über die Klippen und durch das Hotelgelände und nahhm einen kleinen Umweg in Kauf, von dem ich mir (zu recht) einen Zeitvorteil erhoffte.

 

 

Natürlich fehlen hier noch etliche Fotos und etwas Text. Eigentlich wollte ich gern den Schwung und die Begeisterung mitnehmen und am 21.02.2021 den Artikel gleich komplett fertig schreiben, aber- Call of Duty – Büro geht vor… Jetzt wird es wohl etwas dauern…

 

 

SCHUWERK

Wanderstiefel – trotz des Straßenanteils. Und wenn Ihnen die zu schwer sind, dann nehmen Sie profilierte Laufschuhe und einen oder zwei Nordic-Walking-Stöcke mit. Die gibt es als Faltstöcke, so daß sie nicht viel Platz wegnehmen im Rucksack.

FAZIT

Tolle Etappe, viel zu klettern, großartige Landschaft. Wenn es nicht so weit weg wäre, würde ich wieder kommen. Aber die Anfahrt ist mit über 100 Kilometern einfach zu lang. Ich freue mich schon auf die nächste Etappe – ich muß (darf) ja nochmal hoch zum Cap Vermell. Ich hoffe, das nächste Mal ist das Wetter etwas besser.

 

 

ETAPPENSONG

Archer & Solomon Hike – James Newton Howard und Peter Anthony
(Filmmusik aus „Blood Diamond“)