TRAILRUNNING TRAMUNTANA – MALLORCA UMRUNDUNG

22.06.2019 18 KM, 894 hm

 

PROLOG

Aufgrund der sommerlichen Temperaturen dachte ich mir, es sei das Beste nun erst einmal dem Süden der Insel den Rücken zuzukehren und im Rahmen der Mallorca Umrundung dem Tramuntanagebirge wieder den Vorzug zu geben. Ich hatte auch, nach den Etappen an der Ostküste, mal wieder Lust auf echte bergige Strecken – richtiges Trailrunning.

Auf dem Weg nach Banyalbufar stimmte ich mich mit dem Etappensong von Etappe 3 „those were the days“ von den Leningrad Cowboys ein. Die Fahrt über die kurvige Küstenstraße brachte Erinnerungen und Ausblicke zurück. Ich parke das Auto oberhalb von Banyalbufar und rannte los.

Im Vorfeld hatte ich mir verschiedene Routen und Varianten mithilfe von Google Maps herausgesucht, ich wollte bis zum Hafen von Valdemossa kommen.

BANYALBUFAR

Um Straßen zu vermeiden, lief ich auf direktem Wege zum Meer und musste feststellen, daß das Vorankommen auf den Klippen weitaus schwieriger war als erwartet. Die Höhenunterschiede der sehr groben Klippen machten diese zum Teil ohne Kletterwerkzeug unüberwindlich. Ich fand schöne Badebuchten, musste aber oftmals umkehren oder durch Höhlen klettern.

 

Nach  knapp zwei Stunden hatte ich nicht einmal vier Kilometer geschafft. Also beschloss ich, einen höher gelegenen Trail entlang der Küste zu nehmen.

Der Weg zu diesem Trail führte mich vorbei an einem vor längerer Zeit abgestürzten, aber nie geborgenen Autowrack, welches regelrecht zerschellt war. Fahrzeugteile lagen weit verstreut und waren bereits stark verrostet und bewachsen.

 

Die Steigung war sehr anspruchsvoll, zumal der Untergrund sehr sandig war. Nicht immer ganz ungefährlich. Hier bietet es sich an, einen Nordic-Walking-Stock im Rucksack zu haben!

Abhang zum Meer

Der Trail führt erst einmal zurück bis kurz vor Banyalbufar.

Der Trail selbst war wunderschön zu laufen, Trailrunning, wie man es sich wünscht!

 

Es war jedoch eine Sackgasse. Der Trail führte zurück zu den Klippen, die ich bewusst verlassen hatte – in eine Bucht in der ich nur schwimmend weiter gekommen wäre.

Also musste erneut umkehren und auf einen noch höher gelegen Weg ausweichen. Auch dieser Weg sehr angenehm, weil in den Pinienwäldern, auf weichem Boden und schön schattig.

CAMI DES BAIX

Der Weg ist bezeichnet mit CAMI DES BAIX und wohl ein bekannterer Wanderweg, wo mir mehrere Wandergruppen begegneten. Dennoch kann ich ihn nur empfehlen. Er führt im weiteren Verlauf vorbei an beeindruckten Felsformationen bis oberhalb von Port des Canonge.

Cami des Baix

PORT DES CANONGE

Knapp 500 m Straße sind zu laufen, dann geht es weiter über eine Schotterpiste bis zum Steinstrand von Port des Canonge. Auch hier war es trotz des sommerlichen Wetters sehr ruhig und angenehm. Wer keine Freude an den überfüllten Sandstränden im Süden und Osten hat, sollte hier, oder in Banyalbufar mal einen Badetag einlegen.

Von dort aus wählte ich einen Trail mit etwas Abstand zum Meer, der durch verschiedene eingezäunte Privatgrundstücke führte. Aber jedesmal gab es eine fest installierte Leiter, mit deren Hilfe man die Zäune leicht überklettern konnte. Es fühlt sich zwar immer noch komisch an, durch private Gärten zu laufen, aber man kommt sich nicht unbedingt vor wie ein Delinquent.

Von dort aus gibt es keinen Weg zurück zum Wasser. Hier hatte mich Google Maps getäuscht. Vor mir lag ein Aufstieg, den ich so nicht eingeplant hatte. Weil ich Fettstoffwechseltraining machen wollte, hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon 30 Stunden nichts gegessen und entsprechend unterzuckert. Mein Trinkrucksack war trocken wie ein Martini. Dementsprechend wurde der Aufstieg zur Quälerei, obwohl der Weg eigentlich sehr schön war.

 

 

GEORGE SAND / VALDEMOSSA

Nach über 400 Höhenmetern erreichte ich George Sand, eine kleine Villensiedlung mit fantastischem Meerblick.

Dort angekommen, beschloss ich eine Bar zu suchen und die Etappe zu beenden. Aber im gesamten Ort gab es keine Gastronomie. Inzwischen war es nach 19.00 Uhr, ich war bereits deutlich über fünf Stunden unterwegs und Taxi Esporles wollte mich nicht abholen und verwies mich auf Valdemossa. Leider hatte Taxi Valdemossa seine Rufnummer nicht bei Google veröffentlicht. Also fuhr ich per Anhalter nach Valdemossa und nahm von dort ein Taxi zurück nach Banyalbufar.

FAZIT

Ich war ausreichend vorbereitet und hatte sogar Ziplocktüten dabei, um den Inhalt des Rucksacks wasserdicht verpacken zu können. Schwimmen wäre also eventuell die bessere Entscheidung gewesen.

Aber ich hätte dann noch ca. 2-3 Stunden über die Klippen bis Port Valdemossa gebraucht, das wollte ich mir mit versalzener Haut und Hose nicht antun, bzw. vermeiden, mir einen Wolf zu laufen.

Was ich besser hätte machen können, wäre also nur die Klippen der ersten zwei Stunden weglassen und gleich auf den Trail ab Banyalbufar zu setzen. Dabei stellt sich die berechtigte Frage, nach dem „warum?“.

Warum mache ich diese Touren? Will ich im Rahmen der Mallorca-Umrundung wirklich ganz präzise die Küstenlinie laufen, oder will ich so laufen, wie es Spaß macht?

Beides, ich will konsequent sein, aber es soll mir auch Freude bereiten. Schließlich ist TRAILRUNNING das, was ich machen möchte.

Und deswegen würde ich auch jedem Leser empfehlen, der diese Strecke nachlaufen möchte, es in diesem Fall – und so sehe ich auch für zukünftige Etappen – es mit der Küstenlinie nicht ganz so genau zu nehmen.

Dann bleibt, insbesondere in diesem speziellen Fall, auch genug Zeit und Kraft, um den Aufstieg nach George Sand zu geniessen. Nebeneffekt, man kann dann auch noch bis Valdemossa zu laufen.

 

Schuhe: Profilierte Laufschuhe

Etappensong: „Perfect Gentleman“ von Wyclef Jean

 

 

© Mallorca Umrundung 2019