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MALLORCA UMRUNDUNG ETAPPE X-11 nach Calles de Mallorca

ca. 18 km 236 hm – 07.03.2020

Diesmal ging es von Portocolom nach Calles de Mallorca. Die genaue Streckenlänge gibt es diesmal nicht, weil die Suunto-Laufuhr zwischenzeitlich ca. 20 Minuten (von mir unbemerkt) gestreikt und nicht aufgezeichnet hat. Ich habe vorsichtig geschätzt, daß ich ca. zwei Kilometer dafür zuschlagen muß.  Am Schluß der Etappe ergab sich leider keine Rückfahrt, weil der Taxifahrer, entgegen anderer Vereinbarung, nicht erreichbar war. Ich musste also am Schluß der Etappe Zickzack laufen, um eine Bar oder Taxistand zu finden. Das habe ich natürlich abgezogen.

 

Portocolom - Calles de Mallorca Karte

TRAILRUNNING  VERSUS WANDERN

Immer im Winter bleibt das Lauftraining generell etwas auf der Strecke, dementsprechend leidet auch mein Tempo und die Kondition. Ich werde also langsamer. Aber ich muß auch feststellen, daß an diesem Teil der Küste konsequentes Laufen nahezu unmöglich ist, wenn man der Küstenlinie folgen möchte.

 

START IN PORTOCOLOM / CALA MARÇAL

Die Anreise über die Landstraßen und Kreisverkehre ist lang und nervig, denn diese Gegend ist noch nicht mit Autobahnen erschlossen (Stand Anfang 2020). Von Palma braucht man, selbst unter optimalen Bedingungen immer noch deutlich über eine Stunde Fahrzeit.

In Portocolom startete ich dennoch mit guter Laune und kam Anfangs auch gut voran, durch den Ort mit seiner großen Bucht und Wanderwegen. Ausgangs des Ortes, ab Tancat sa Torre ging es dann leider wieder auf den scharfkantigen Klippen weiter.

CALA MURADA

Spätestens in Cala Murada war ich, auch bei dieser Etappe, vom Untergrund genervt. Die Grundstücke gingen zwar nicht ans Wasser, so daß ich auf den Steinen, immerhin entlang der Wasserlinie vorankam, aber meine Aversion gegen diesen Untergrund verhagelt mir mehr und mehr die Freude an meinem Vorhaben und hinterlässt natürlich auch keine guten Erinnerungen an die jeweiligen Orte.

Die Cala Murada selbst ist klein, bzw. hat nur einen kleinen Strand, an dem ein offenbar ganzjährig geöffnetes Restaurant / Bar liegt. Dazu ein paar Parkplätze und das war es schon. Für die Größe des Ortes völlig unterdimensioniert.

CALLES DE MALLORCA PART 1

Cala Domingos und die Platja Domingos stellen den Übergang zwischen Cala Murada und Calles de Mallorca dar.

Die folgenden Bilder zeigen den „Paseo Marititimo Callas de Mallorca“. Als ich das sah, war mir bereits klar, daß mich ein, im Winter, sehr einsamer Ort erwartet.

Als ich Calles de Mallorca ankam, war ich unsicher, ob ich wirklich noch weiterlaufen sollte. Hier aufhören und am nächsten Tag weiter machen, schien auch deswegen reizvoll, weil ich noch nicht völlig ausgepowert war. Die Regeneration über Nacht würde sicher ausreichen. Also rief ich den Taxifahrer Juan an, um, wie verabredet, wieder sein Hilfe in Anspruch zu nehmen. Leider ging er nicht ans Telefon. Also schickte ich ihm noch eine Nachricht via WhatsApp und lief weiter.

WEGSUCHE DURCH DIE MANCHA

Hinter Calles de Mallorca ging es beim besten Willen an der Küstenlinie nicht weiter, die Klippen waren zu steil und die dahinter liegende, weitestgehend unberührte, Natur machte ein Vorankommen unmöglich. Ich versuchte es an mehreren Stellen, mußte aber aufgeben und mich durch die Dornen zurück in die Zivilisation kämpfen, bis ich einen Fußweg fand, der aber in die völlig falsche Richtung führte. Also versuchte ich es mit der Straße, aber auch die führte mich von der Küste weg. Ich fand schließlich einen Parkplatz und beschloss dort beim nächsten Mal zu Parken und an dieser Stelle die Etappe zu beenden. Juan, der Taxifahrer blieb leider unerreichbar – per Telefon und WhatsApp, also lief ich entlang der Straße zurück nach Calles de Mallorca.

CALLES DE MALLORCA PART 2

Das erste Hotel (HSM Canarias Park) am Ortseingang, ein großer Klotz, der schon bessere Zeiten gesehen hat, war mein Ziel. Dort wollte ich an der Rezeption bitten, mir ein Taxi zu rufen. Aber das Hotel war verschlossen und dessen Umfeld sah auch sehr derangiert aus. Hier ist noch viel zu tun, wenn man im Sommer wieder Gäste empfangen will.

Also musste ich weiter und erlebte eine wirkliche Überraschung. Calles de Mallorca war Anfang März 2020 eine Geisterstadt. Auch im Zentrum, wo es etliche Bars gibt, sah es aus, wie bei „abandoned Places“. Autos, die wie Wracks aussahen, abgestellt in den Sitzbereichen der Bars, dazu umgeworfene Tische und Stühle, ein Billardtisch, dem das Wetter schon längere Zeit massiv zugesetzt hat, schadhafte Spielgeräte für Kinder und ein völlig zerstörter Kicker machten den Eindruck, als wäre der Goldrausch seit mindestens 10 Jahren vorüber. Wirklich gruselig, wie in den späteren Staffeln von „the walking Dead“.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich weitere Fotos veröffentlichen sollte, denn das ist definitiv keine gute Werbung für Calles de Mallorca.

Der Taxifahrer war weiterhin nicht erreichbar, meine Wasservorräte gingen zu Ende und und eine gewisse Unruhe überkam mich.

Schließlich traf ich zwei Passanten, die mir den Weg zur einzigen geöffneten Kneipe wiesen.

Ein äußert freundlicher spanischer Gastronom, eine Handvoll deutsche Gäste im fortgeschrittenen Alter und der Fernseher zeigte die Bundesliga-Konferenz von Sky. „Taxi gibt es hier nicht“, so die Auskunft. Aber einer der (leider bereits leicht angetrunkenen) und gut gelaunten Gäste bot sich an mich zu fahren.

Nach vier Cola-light war endlich Halbzeitpause und ich wurde sicher zurück nach Portocolom gebracht. Fahren konnte mein Chauffeur (zum Glück) deutlich sicherer als Gehen. Ein sehr netter Kerl im Übrigen. Auch wenn das komisch klingt, ich habe mich gut aufgehoben gefühlt und war sehr dankbar.

FAZIT

Der steinerne Untergrund – vom Meer über Millionen von Jahre ausgewaschen und scharfkantig – er ist einfach nur nervtötend und lästig.

Er macht einen langsam und zerstört das Schuhwerk. Ich verstehe nicht, daß die Orte, in dieser Gegend, entlang der Küste, nicht einen schmalen Weg durch bzw. über die Steine, entlang der Küste schaffen.

Eine Breite von 80 cm würde doch genügen. Die könnte man z.B. mit Beton füllen oder Material von diesem Untergrund, gemischt mit Beton. Mit diesem Untergrund macht man diese Orte Mallorcas jedenfalls nicht attraktiver – im Gegenteil.

Ich habe auf meiner Tour um die Insel mehr und mehr das Gefühl, daß es gerade diese Orte sind, mit denen es bergab geht, an denen niemand Wert auf diese „Kleinigkeiten“ legt, wodurch diese Orte einfach nicht attraktiv genug sind, um mit den angesagteren Orten zu konkurrieren. Einfach nur die Autobahn MA-19 bis nach Campos und Santanyi verlängern, wird nicht ausreichen, um Touristen oder Immobilienkäufer anzulocken und dort eine „Renaissance“ zu versuchen.

Ganz klar also ein Etappe zum Abhaken – ich komme SICHER NICHT wieder. Und ich habe das Gefühl, daß Etappe X-12 auch nicht besonders schön wird.

 

CORONAVIRUS

Ich habe mich auf dieser Etappe, in der Bar oder oder kurz vor der Etappe (vielleicht im Flugzeug) mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt. Kurz nach meiner Rückkehr nach Deutschland gingen die Symptome los.

Ich habe dann bei der Corona-Hotline angerufen (116117). Der intellektuell überforderte Callcenteragent fragte nur, ob ich in China, Italien oder Ischgl war. Da ich das verneinte, meinte er ich solle mich nicht so anstellen und die Leitung frei machen, das sei nur eine Grippe. Für einen Test würde er mich auch nicht vormerken, die wären nur Leuten vorbehalten, bei denen es ernsthaft sei.

Ich glaube, das Ding wird wie in China eskalieren viele Menschenleben kosten und uns noch lange beschäftigen. Wenn unqualifizierte Deppen so elementare Entscheidungen treffen, werden Infektionsketten gewiss nicht unterbrochen. Wir sind verloren…

Mich persönlich hat das Virus in zwei Etappen attackiert. Erst vier Tage Fieber, dann drei Tage ohne Fieber, in denen ich recht schlapp war, dann weitere drei Tage mit leichtem Fieber. Dramatisch war es nicht. Ich bin sicherheitshalber immer erst nach Feierabend ins Büro gefahren. Nach weiteren zwei Tagen bin ich wieder ganz normal arbeiten gewesen.

 

SCHUHE:

Laufschuhe, bevorzugt solche die am Ende ihres Lebens sind, denn der scharfkantige Untergrund gibt jedem Schuh den Rest. Von zuviel Profil darf ich abraten, wegen der Stolpergefahr. Die Knöchel zu tapen macht definitiv Sinn, sonst besteht Verletzungsgefahr.

ETAPPENSONG:

Closer von den Nine Inch Nails

 


 

© Mallorca Umrundung 2020

TRAILRUNNING TRAMUNTANA – MALLORCA UMRUNDUNG

22.06.2019 18 KM, 894 hm

 

PROLOG

Aufgrund der sommerlichen Temperaturen dachte ich mir, es sei das Beste nun erst einmal dem Süden der Insel den Rücken zuzukehren und im Rahmen der Mallorca Umrundung dem Tramuntanagebirge wieder den Vorzug zu geben. Ich hatte auch, nach den Etappen an der Ostküste, mal wieder Lust auf echte bergige Strecken – richtiges Trailrunning.

Auf dem Weg nach Banyalbufar stimmte ich mich mit dem Etappensong von Etappe 3 „those were the days“ von den Leningrad Cowboys ein. Die Fahrt über die kurvige Küstenstraße brachte Erinnerungen und Ausblicke zurück. Ich parke das Auto oberhalb von Banyalbufar und rannte los.

Im Vorfeld hatte ich mir verschiedene Routen und Varianten mithilfe von Google Maps herausgesucht, ich wollte bis zum Hafen von Valdemossa kommen.

BANYALBUFAR

Um Straßen zu vermeiden, lief ich auf direktem Wege zum Meer und musste feststellen, daß das Vorankommen auf den Klippen weitaus schwieriger war als erwartet. Die Höhenunterschiede der sehr groben Klippen machten diese zum Teil ohne Kletterwerkzeug unüberwindlich. Ich fand schöne Badebuchten, musste aber oftmals umkehren oder durch Höhlen klettern.

 

Nach  knapp zwei Stunden hatte ich nicht einmal vier Kilometer geschafft. Also beschloss ich, einen höher gelegenen Trail entlang der Küste zu nehmen.

Der Weg zu diesem Trail führte mich vorbei an einem vor längerer Zeit abgestürzten, aber nie geborgenen Autowrack, welches regelrecht zerschellt war. Fahrzeugteile lagen weit verstreut und waren bereits stark verrostet und bewachsen.

 

Die Steigung war sehr anspruchsvoll, zumal der Untergrund sehr sandig war. Nicht immer ganz ungefährlich. Hier bietet es sich an, einen Nordic-Walking-Stock im Rucksack zu haben!

Abhang zum Meer

Der Trail führt erst einmal zurück bis kurz vor Banyalbufar.

Der Trail selbst war wunderschön zu laufen, Trailrunning, wie man es sich wünscht!

 

Es war jedoch eine Sackgasse. Der Trail führte zurück zu den Klippen, die ich bewusst verlassen hatte – in eine Bucht in der ich nur schwimmend weiter gekommen wäre.

Also musste erneut umkehren und auf einen noch höher gelegen Weg ausweichen. Auch dieser Weg sehr angenehm, weil in den Pinienwäldern, auf weichem Boden und schön schattig.

CAMI DES BAIX

Der Weg ist bezeichnet mit CAMI DES BAIX und wohl ein bekannterer Wanderweg, wo mir mehrere Wandergruppen begegneten. Dennoch kann ich ihn nur empfehlen. Er führt im weiteren Verlauf vorbei an beeindruckten Felsformationen bis oberhalb von Port des Canonge.

Cami des Baix

PORT DES CANONGE

Knapp 500 m Straße sind zu laufen, dann geht es weiter über eine Schotterpiste bis zum Steinstrand von Port des Canonge. Auch hier war es trotz des sommerlichen Wetters sehr ruhig und angenehm. Wer keine Freude an den überfüllten Sandstränden im Süden und Osten hat, sollte hier, oder in Banyalbufar mal einen Badetag einlegen.

Von dort aus wählte ich einen Trail mit etwas Abstand zum Meer, der durch verschiedene eingezäunte Privatgrundstücke führte. Aber jedesmal gab es eine fest installierte Leiter, mit deren Hilfe man die Zäune leicht überklettern konnte. Es fühlt sich zwar immer noch komisch an, durch private Gärten zu laufen, aber man kommt sich nicht unbedingt vor wie ein Delinquent.

Von dort aus gibt es keinen Weg zurück zum Wasser. Hier hatte mich Google Maps getäuscht. Vor mir lag ein Aufstieg, den ich so nicht eingeplant hatte. Weil ich Fettstoffwechseltraining machen wollte, hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon 30 Stunden nichts gegessen und entsprechend unterzuckert. Mein Trinkrucksack war trocken wie ein Martini. Dementsprechend wurde der Aufstieg zur Quälerei, obwohl der Weg eigentlich sehr schön war.

 

 

GEORGE SAND / VALDEMOSSA

Nach über 400 Höhenmetern erreichte ich George Sand, eine kleine Villensiedlung mit fantastischem Meerblick.

Dort angekommen, beschloss ich eine Bar zu suchen und die Etappe zu beenden. Aber im gesamten Ort gab es keine Gastronomie. Inzwischen war es nach 19.00 Uhr, ich war bereits deutlich über fünf Stunden unterwegs und Taxi Esporles wollte mich nicht abholen und verwies mich auf Valdemossa. Leider hatte Taxi Valdemossa seine Rufnummer nicht bei Google veröffentlicht. Also fuhr ich per Anhalter nach Valdemossa und nahm von dort ein Taxi zurück nach Banyalbufar.

FAZIT

Ich war ausreichend vorbereitet und hatte sogar Ziplocktüten dabei, um den Inhalt des Rucksacks wasserdicht verpacken zu können. Schwimmen wäre also eventuell die bessere Entscheidung gewesen.

Aber ich hätte dann noch ca. 2-3 Stunden über die Klippen bis Port Valdemossa gebraucht, das wollte ich mir mit versalzener Haut und Hose nicht antun, bzw. vermeiden, mir einen Wolf zu laufen.

Was ich besser hätte machen können, wäre also nur die Klippen der ersten zwei Stunden weglassen und gleich auf den Trail ab Banyalbufar zu setzen. Dabei stellt sich die berechtigte Frage, nach dem „warum?“.

Warum mache ich diese Touren? Will ich im Rahmen der Mallorca-Umrundung wirklich ganz präzise die Küstenlinie laufen, oder will ich so laufen, wie es Spaß macht?

Beides, ich will konsequent sein, aber es soll mir auch Freude bereiten. Schließlich ist TRAILRUNNING das, was ich machen möchte.

Und deswegen würde ich auch jedem Leser empfehlen, der diese Strecke nachlaufen möchte, es in diesem Fall – und so sehe ich auch für zukünftige Etappen – es mit der Küstenlinie nicht ganz so genau zu nehmen.

Dann bleibt, insbesondere in diesem speziellen Fall, auch genug Zeit und Kraft, um den Aufstieg nach George Sand zu geniessen. Nebeneffekt, man kann dann auch noch bis Valdemossa zu laufen.

 

Schuhe: Profilierte Laufschuhe

Etappensong: „Perfect Gentleman“ von Wyclef Jean

 

 

© Mallorca Umrundung 2019